Inkubation von Reptilieneiern: Wer schlüpft denn da?
02.04.2024 - Lesedauer: 5 Minuten
Es ist wie Jurassic Park im Kleinformat, nur viel weniger gefährlich: In einem Inkubator kannst du für die idealen Bedingungen für das Gelege deiner Reptilien sorgen. Doch dafür musst du einiges wissen.
Was ist der Vorteil eines Inkubators?
Ein Inkubator ist ein Brutkasten, der ein für die Brut optimales Mikroklima schafft, indem er vor allen Dingen Luftfeuchtigkeit und -temperatur engmaschig regelt. Das Gelege deiner Reptilien wird also nicht im Terrarium in einer Wärmelampe ausgebrütet, sondern künstlich im Brutkasten. Im Terrarium, die optimalen Bedingungen zu schaffen, also die Temperatur und Luftfeuchtigkeit so exakt zu regeln wie im Inkubator, ist schwierig bis unmöglich. Außerdem kann dem Gelege Gefahr von Terrarienbewohnern drohen: Manche Echsen fressen die Gelege anderer Tiere oder gar ihre eigenen. Im Brutkasten ist das Gelege sicher und die kann sich je nach Temperatur verkürzen. Außerdem kannst du bei manchen Reptilien das Geschlecht der Jungtiere durch eine Feinjustierung der Bruttemperatur beeinflussen, was praktisch zur Planung der Gruppenzusammensetzung in deinem Bestand sein kann.
Was passiert mit den Nachzuchten?
Bevor du dich aber an die Planung machst und einen Inkubator anschaffst, musst du dir Gedanken machten, was mit deinen Nachzuchten geschehen soll. Willst und kannst du sie alle in deinen Terrarien halten? Hast du dafür genug Platz, Zeit und die finanziellen Mittel? Darfst du überzählige Tiere weiterverkaufen oder in gute Hände abgeben? Das Tierschutzgesetz regelt zum Beispiel, dass Handel und Zucht von Reptilien antragspflichtig gemäß § 1 Tierschutzgesetzt werden, sobald du bestimmte Nachzuchtmengen pro Jahr überschreitest. Die zu erwartenden Erträge aus einer kommerziellen Zucht sind gering – vor allen Dingen wegen des großen Aufwands, der dahintersteckt. Wir empfehlen dir daher, ausschließlich für den Eigenbedarf nachzuzüchten. Hältst du Männchen und Weibchen gemeinsam wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit früher oder später zur Eiablage kommen. Möchtest du keinen Nachwuchs aufziehen, entfernst du die Eier einfach aus dem Terrarium. Übrigens: Manchmal legen Weibchen auch ohne Männchen Eier ab. Es handelt sich aber nicht etwa um eine unbefleckte Empfängnis: Es liegt daran, dass sie Sperma lange speichern können. Und – sie sind zwar in der Minderheit – aber einige lebendgebärende Arten gibt es auch.
Kein Ei gleicht dem anderen
Wie oben erwähnt sind bei der Inkubation Luftfeuchtigkeit und -temperatur entscheidend für den Bruterfolg. Jede Reptilienart hat hier ihre eignen Ansprüche, auf die du genau achten musst. Auch die Wahl der Inkubationsart stimmst du auf deine Spezies ab. Es gibt vier unterschiedliche Inkubationsarten: die substratlose Inkubation, die Inkubation in Substrat, die offen und die geschlossene Inkubation. Bei Variante eins, der substratlosen Inkubation liegen die Eier auf einem Gitterrost. Die Feuchtigkeit ziehen sie dabei ausschließlich aus der Luft. Bei Variante zwei, der Inkubation im Substrat werden sie etwa zur Hälfte in ein Brutsubstrat gebettet. Manche Eier werden, je nach Reptil, auch komplett vergraben. Diese Variante eignet sich besonders für Reptilieneier, die eine niedrige Luftfeuchtigkeit benötigen. Hier fügst du dem Substrat Wasser hinzu. Die Schwierigkeit ist, die exakt richtige Menge zu finden. Variante drei, die offene Inkubation findet ohne Deckel statt. Das sorgt für eine gute Luftzirkulation, allerdings muss das Substrat häufiger nachgefeuchtet werden. Außerdem musst du aufpassen: Nach dem Schlupf können die Jungtiere ausbüxen. Bei Variante vier, der geschlossenen Inkubation besteht keine Ausbruchgefahr, allerdings musst du hier darauf achten, dass sich kein Kondenswasser im Deckel bildet.
Von vollautomatisiert bis Marke Eigenbau
Neben der Entscheidung der Inkubationsart (mit oder ohne Substrat, offen oder geschlossen), die von der Spezies deiner Reptilien abhängt, musst du dich auch für einen Inkubator-Typ entscheiden. Auch hier gibt mehrere – die drei gängigsten sind der Motorbrüter, der Flächenbrüter und die Aquarium-Methode. Der Motorbrüter arbeitet mit Umluft und kann zum einen Wärme erzeugen, zum anderen über ein Kühlgebläse die Temperatur auch gezielt absenken. Deswegen eignet er sich auch als Winterstarreort für Schildkröten. Da alle Prozesse automatisiert ablaufen, ist er in der Bedienung am einfachsten. Bei der substratlosen Inkubation wird durch ein Wasserbecken die Luftfeuchtigkeit erzeugt. Wenn du Wasser nachfüllen musst, informiert dich der Motorbrüter über seine LED-Anzeige. Die meisten Motorbrüter sind komplett geschlossen, da die Gebläse für eine gute Luftzirkulation sorgen.
Der Flächenbrüter ist eine Styroporbox mit eingebautem Heizelement, Hygrometer und Thermostat. Da keine Belüftung stattfindet, musst du mindestens einmal pro Woche, den Deckel öffnen, damit ein Luftaustausch stattfinden kann. Dabei kannst du auch gleich den Zustand der Eier kontrollieren. Mit ein bisschen handwerklichem Geschick kannst du einen Flächenbrüter selbst bauen. Im Fachhandel findest du aber auch Modelle, die sich leicht bedienen lassen und dich über eine Alarmfunktion informieren, wenn Temperatur oder Luftfeuchtigkeit geregelt werden müssen.
Bei der Aquarium-Methode wird der gesamte Boden eines Aquariums mit Wasser gefüllt und per Thermostatheizer erwärmt. Die Eier liegen in einem Brutbehälter auf einem Gitterrost, das in der Mitte des Aquariums ohne Kontakt zum Wasser, angebracht wird. Bei dieser Methode sollten die Brutbehälter nie ganz geschlossen werden, damit es darin nicht zu feucht wird. Eine kleine Leiste unter einem Ende des Behälters sorgt dafür, dass Kondenswasser am Deckel des Behälters entlangläuft und am unteren Ende abtropft – ohne die Eier nass zu machen. Kurz vor dem Schlüpfen musst du aufpassen: Entweder du schließt die am besten durchsichtigen Boxen oder du sorgst dafür, dass deine Schlüpflinge nicht aus der Box klettern und ins Wasser stürzen.
Es wird spannend!
Hast du für die optimalen Brutbedingungen gesorgt, wird es aufregend: Wusstest du, dass Schildkröten, Eidechsen und Schlangen bis zu zwei Jahre nach der Verpaarung Sperma speichern können? So kommt es dazu, dass ein Gelege nicht nur die Eier eines Brutpartners enthalten muss, sondern auch Eier, die mit dem Sperma eines vorherigen Brutpartners befruchtet sein können. Wer da also schlüpft kann eine kleine Überraschung sein!