Gackern und glucksen im Garten
25.04.2024 - Lesedauer: 5 Minuten
Urban Farming ist ein Trend: Hühner im eigenen Garten sind nicht nur wegen der frischen Frühstückseier eine feine Sache, sondern sie sind auch tolle Haustiere mit einem interessantem Sozialverhalten.
Was brauchen Hühner, zum Glücklichsein?
Du brauchst keinen Bauernhof, um Hühner zu glücklich zu machen. Was du aber brauchst, ist Platz. Hühner fühlen sich nur in der Gruppe wohl. Das absolute Minimum ist drei Hühner, mehr sind besser. Bevor du dir eine Hühnerschar anschaffst, nimm deinen Garten unter die Lupe: Ist er für die Hühnerhaltung geeignet? Je mehr Platz Hühner zum Scharren und Picken an der frischen Luft haben, desto wohler fühlen sich. Für eine artgerechte Haltung empfehlen Expert:innen eine Auslauffläche von mindestens zehn bis fünfzehn Quadratmetern pro Tier. Der benötigte Platz hängt auch von der Rasse deiner Hühner ab: Manche Zwerghuhnrassen, wie Zwerg-Welsumer zum Beispiel, bringen weniger als ein Kilogramm auf die Waage, Riesenhühner, wie das Brahma-Huhn hingegen, bis zu fünf. Dementsprechend brauchen die Tiere mehr Platz. Das Auslaufgehege muss mit einem 1,5 bis 2 Meter hohen Geflügelzaun eingezäunt sein, damit die Hühner nicht weglaufen oder -fliegen und vor Wild- und anderen Haustieren geschützt sind. Bäume, Sträucher oder Bretterbauten sorgen für Deckung und Schutz vor Beutegreifern. So haben deine Hühner weniger Stress und können sich ganz auf die Futtersuche und ihr Komfortverhalten konzentrieren. Außerdem spenden die Strukturen Schatten. Empfehlenswert ist ein Mix aus verschiedenen Gehölzen wie Obstbäumen, Brombeer-, Himbeer- und Johannisbeersträuchern, Hainbuchen, Haselnuss und Holunder. Ein Teil des Auslaufs muss überdacht sein, damit deine Hühner auch bei schlechtem Wetter nach draußen können. Der überdachte Teil braucht auch einen befestigten Boden zum Beispiel mit Steinplatten und Einstreu.
Ein Stall als Rückzugsort
Hühner brauchen einen gemütlichen Stall als Schlafplatz und Rückzugsort. Du kannst einen fertigen Hühnerstall kaufen oder selbst einen bauen. Erforderlich ist eine Stallfläche von mindestens 2,5 Quadratmetern. Der Stall sollte zwei Meter hoch und über eine Tür begehbar sein. Er muss die Hühner vor Kälte und Nässe schützen und Fenster haben, damit die Tiere viel Licht abbekommen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium empfiehlt, nicht mehr als drei Hühner pro Quadratmeter Stallfläche zu halten. Kannst du Tröge und Sitzstangen und Kotbretter herausnehmen, erleichterst du dir die Reinigungsarbeiten und das Ausmisten. Das gilt auch für die Stallwände: Sind sie glatt und ohne Ritzen, kannst du sie einfach abwaschen und abspülen. Der Boden muss befestigt, trocken und eingestreut sein. Das Legenest, das normalerweise für bis zu fünf Hennen reicht, wird so platziert, dass es keinem direkten Sonnenlicht ausgesetzt ist. Isoliere deinen Stall so, dass es im Sommer zu keinem Hitzestau kommt und im Winter nicht zu kalt wird. Längliche Schlitze in der Seitenwand sorgen für Frischluftzufuhr, ohne deine Hühner der Zugluft auszusetzen. Da sich der Tagesrhythmus deiner Hühner an der Helligkeit orientiert, muss entweder genügend Licht durch die Fenster in den Stall gelangen oder du musst mit künstlicher Beleuchtung für Wohlfühlbedingungen sorgen.
Welche Hühner ziehen ein?
Wenn du dir sicher bist, dass du genug Platz für Stall und Freilauf und genug Zeit für die Pflege der Tiere hast, stellt sich natürlich die Frage, welche Hühner bei dir einziehen. Es ist ein Trugschluss, dass Hühner nur Eier legen, wenn ein Hahn unter ihnen lebt. Du kannst auch Hühner halten, ohne einen Hahn zu besitzen. Eier legen die Hennen genauso viele und deine Nachbar:innen werden es dir danken, wenn sie nicht durch das Krähen eines Hahns aus dem Schlaf gerissen werden. Steigst du neu in die Hühnerhaltung ein sind pflegeleichte Hybidhühner eine gute Option: Sie werden im Alter von 22 Wochen als legereife Hennen gekauft, sind geimpft, in der Regel gesund und legen viele Eier. Hast du Erfahrungen gesammelt sind auch Legerassen wie Araucana, Orpington, Wyandotten und New Hampshire tolle Haustiere. Die Lebenserwartung von Hühnern liegt im Durchschnitt zwischen vier und acht Jahren. Und zu guter Letzt gibt es noch einige Vorschriften, die du beachten musst, bevor du loslegen kannst.
Genehmigungen, Impfungen & Co.
In Deutschland sind Hühner in Wohngebieten zwar grundsätzlich erlaubt, aber in Einzelfällen können Gemeinden die Hühnerhaltung verbieten. Um sicher zu gehen, solltest du dich daher bei deiner Kommune informieren. Wohnst du zur Miete, bist du mit einer Genehmigung deines Vermieters auf der sicheren Seite. Eine behördliche Genehmigung benötigst du für die private Hühnerhaltung nicht, aber Hühner sind meldepflichtig: Sie müssen bei der Tierseuchenkasse und dem zuständigen Veterinäramt angemeldet werden. Außerdem besteht eine Impfpflicht für die Newcastle Krankheit (ND). ND ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. In Deutschland besteht daher für Hühner- oder Truthuhnbestände nach § 7 Absatz 1 der Verordnung ein Impfgebot. Du brauchst daher auch eine:n bestandsbetreuende:n Veterinär:in, um deinen Geflügelbestand laut § 44 Absatz 2 Tierimpfstoff-Verordnung mindestens vierteljährlich zu untersuchen und dir beratend zur Seite zu stehen.
Hast du diese Punkte abgeklärt, steht deinem Einstieg in das Urban Farming nichts mehr im Weg. Hühner sind tolle Haustiere! Wusstest du, dass die kognitiven Fähigkeiten eines Huhns ähnlich hoch sind, wie die eines Hundes oder einer Katze? Die schlauen Vögel verstehen das Konzept der Objekttransparenz und haben ein ausgeprägtes Erinnerungsvermögen: Sie können über hundert verschiedene Gesichter ihrer Artgenossen unterscheiden und auch Menschengesichter erkennen. Wir wünschen dir viel Spaß mit diesen freundlichen Haustieren, die ganz nebenbei auch noch fürs Frühstück sorgen!