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Ein Hund aus dem Tierheim – Tipps zu Auswahl, Erziehung und Zusammenleben

20.11.2023 - Lesedauer: 12 Minuten

Brauner Hund an einer Leine mit seiner Familie.

Du möchtest einem Hund aus dem Tierheim ein neues Zuhause geben und hast das Für und Wider sorgfältig abgewogen. Jetzt geht es daran, den geeigneten Vierbeiner für dich zu finden und den Umzug in sein neues Heim vorzubereiten. Lies hier, wie die Adoption eines Tierheimhundes abläuft und was du hinsichtlich Erziehung, Sozialisation und Pflege beachten solltest, damit die Eingewöhnung gelingt.

Ein Tierheimhund ist etwas ganz Besonderes

In Tierheimen warten viele Hunde ganz unterschiedlichen Alters auf ein neues Zuhause. Wer einem dieser Hunde eine zweite oder vielleicht sogar dritte Chance gibt, tut auf jeden Fall etwas Gutes und verdient Respekt. Hunde landen aus den verschiedensten Gründen im Tierheim:

  • Die Lebensumstände des Besitzers ändern sich: Umzug, Trennung, Alter, Krankheit, Tod.
  • Die Halter geraten in finanzielle Schwierigkeiten und können den Unterhalt für den Hund nicht mehr tragen.
  • Die Besitzer haben keine Zeit für oder keine Lust auf das Haustier.

Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie viel Aufmerksamkeit und Zeit ein Hund braucht, und merken erst nach ein paar Monaten oder Jahren, dass sie es nicht schaffen. Während der Coronapandemie kam es zu dem sogenannten Hunde-Boom: Etliche Menschen schafften sich im Lockdown einen Hund an, da sie allein zu Hause waren. Mit der Rückkehr zum normalen Alltag und vom Homeoffice ins Büro ist kein Platz mehr für die Vierbeiner. Viele Hundebesitzer entscheiden sich deshalb dafür, ihren Hund im Tierheim abzugeben.

Welche Vorteile haben Hunde aus dem Tierheim?

Die meisten Hunde im Tierheim sind bereits ausgewachsen und wurden von ihren Vorbesitzern oder dem Tierheimpersonal erzogen. Dadurch hast du es mit diesen Vierbeinern leichter als mit einem Welpen, da sie oft schon stubenrein sind und grundlegende Kommandos beherrschen.
Darüber hinaus sind Hunde soziale Wesen, die besonders im Rudel so richtig aufblühen. Ein Vierbeiner aus dem Tierheim ist in den meisten Fällen äußerst anhänglich und baut mit der Zeit eine enge Bindung zu seinen neuen Bezugspersonen auf. Du erhältst damit einen Freund, der mit dir durch dick und dünn geht.

Diese Besonderheiten haben Hunde aus dem Tierheim

Anders als Hunde vom Züchter, haben Tierheimhunde eine Vergangenheit, die du mit adoptierst. Manche Hunde haben eine lückenhafte Erziehung, andere sind durch ihre Erlebnisse empfindsam und scheu oder haben sich bestimmte Verhaltensmuster angewöhnt. Daher ist es wichtig, dass du dich bereits im Vorfeld über die Eigenarten deines neuen vierbeinigen Freundes informierst. Dann weißt du, was auf dich zukommt und wie du damit umgehst.

Wie kann ich einen Hund aus dem Tierheim adoptieren?

Um einen Tierheimhund zu adoptieren, nimmst du Kontakt zu einem Tierheim deiner Wahl auf. Dort vereinbarst du einen Besuchstermin oder du stellst dich zu den Besuchszeiten dort vor. Anschließend darfst du dir die Hunde in Ruhe anschauen und schon einmal sehen, ob ein geeigneter Hund dabei ist.
Hast du einen Vierbeiner gefunden, der infrage kommt, geht es meist folgendermaßen weiter:

  • Du füllst einen Selbstauskunftsbogen aus und gibst dem Tierheim Informationen über dich, deine Familien- und Wohnsituation.
  • Eventuell erfolgt anschließend ein Besuch der Tierheimmitarbeiter bei dir zu Hause, um den zukünftigen Wohnort deines neuen Freundes zu besichtigen.
  • Ist alles in Ordnung, erfolgt die Vermittlung des Hundes und du darfst ihn zu dir nehmen.
  • Zum Schluss machen viele Tierheime nach einiger Zeit eine Nachkontrolle in der neuen Umgebung und schauen, wie es euch geht und ob der Hund sich gut eingelebt hat.

Du siehst, es geht bei der Adoption eines Hundes vor allem um das Kennenlernen. Gerade Tierheimhunde hatten leider schon oft Pech mit ihren Herrchen und Frauchen. Das Personal im Tierheim ist daher bemüht, ihnen nun einen Platz fürs Leben auszusuchen. Dafür möchten sie natürlich wissen, wer du bist, wo und wie du wohnst und was für einen Typ von Hund du dir vorstellst.
Lass dich daher von den Fragen nicht abschrecken, sie dienen als Orientierungshilfe und machen es den Pflegern im Tierheim leichter, den idealen vierbeinigen Begleiter für dich auszusuchen.

Was sollte ich beim Aussuchen des Hundes beachten?

Vor der Adoption eines Hundes aus dem Tierheim solltest du ausreichend Zeit einplanen, um den Vierbeiner in Augenschein zu nehmen. Wichtig ist, dass die Chemie zwischen euch stimmt und der Hund Vertrauen zu dir aufbaut. Achte dabei weniger auf Rasse und Farbe, sondern auf den Charakter des Hundes. So gehst du sicher, dass dein neuer Gefährte gut zu dir passt. Die Pflegerinnen und Pfleger kennen ihre Schützlinge genau und beraten dich gerne.

Frage unbedingt nach der Vorgeschichte des Hundes. Wenn du die Lebensumstände und den Grund für die Aufnahme ins Tierheim kennst, kannst du besser auf den Vierbeiner und sein Verhalten eingehen. Einige Tierheimhunde haben zudem Vorerkrankungen, die besondere Aufmerksamkeit benötigen. Manchmal ist das eine spezielle Diät oder die Gabe von Medikamenten. Sprich mit dem behandelnden Tierarzt darüber und überlege dir, ob du diese zusätzliche Pflege übernehmen kannst.

Darum gibt es die Kennenlernzeit im Tierheim

Je nach Charaktereigenschaften kommen die Tierheimhunde sofort zu dir, um dich begeistert zu begrüßen. Andere sind dagegen erst einmal misstrauisch und reagieren abwartend. Wieder andere sind aufgeregt oder ängstlich und bellen lautstark. Sei geduldig und gibt den Hunden im Tierheim Zeit, sich an dich zu gewöhnen.

Ist das erste Eis gebrochen, darfst du in vielen Tierheimen mit dem Hund deiner Wahl spazieren gehen. So habt ihr die Möglichkeit, euch ganz in Ruhe kennenzulernen und miteinander zu beschäftigen. Du findest auf die Art schnell heraus, ob ihr später ein gutes Team abgebt und ob du mit dem Hund zurechtkommst.

Schutzgebühr: Was kostet ein Hund aus dem Tierheim?

Bevor du einen Hund aus dem Tierheim bei dir aufnehmen kannst, musst du zuerst eine Schutzgebühr bezahlen. Sie beträgt in der Regel je nach Vierbeiner zwischen 150 und 500 Euro. Diese Gebühr hat mehrere Aufgaben. Sie

  • schützt den Hund vor einem voreiligen Kauf,
  • deckt die entstandenen Kosten des Tierheims und
  • verleiht dem Vierbeiner Wertigkeit.

Tierheime verdienen nichts bei der Abgabe der Hunde, sondern gleichen lediglich aus, was sie bereits in die Tiere investiert haben. Meist beinhaltet die Schutzgebühr Posten für

  • Impfung/en und einen EU-Heimtierausweis,
  • eine oder mehrere Wurmkuren,
  • Parasitenbeseitigung durch Floh- und Zeckenmittel,
  • geeignetes Futter,
  • Kastration bei ausgewachsenen Tieren und
  • die Unterbringung im Tierheim oder bei Pflegefamilien.

Bei Hunden aus dem Tierschutz im Ausland kommen darüber hinaus noch die Flug- oder Transportkosten mit dem Auto nach Luxemburg dazu.

Vorbereitungen, wenn der Hund aus dem Tierheim kommt

Endlich rückt der große Tag näher und dein Tierheimhund wird demnächst bei dir einziehen. Damit alles bereit ist, solltest du die Ausstattung für das neue Familienmitglied bereitstellen.

Erstausstattung für deinen Tierheimhund

Frage im Tierheim nach, welches Hundefutter dein neuer Hausgenosse bisher bekommen hat und besorge dir ausreichend davon. Möchtest du ein anderes Futter geben, warte mit der Futterumstellung noch einige Wochen und gehe es langsam an.
Die Eingewöhnung in der neuen Umgebung ist für den Vierbeiner sehr aufregend und mitunter stressig. Daher kann sein Verdauungstrakt hier besonders empfindlich auf unbekannte Futtersorten reagieren, was häufig Übelkeit und Durchfall zur Folge hat.

Der Tierheimhund bei dir zu Hause

In deinem Zuhause ist für den Hund aus dem Tierheim alles neu und ungewohnt. Er kann dadurch mit erhöhter Nervosität und Unruhe reagieren. Einige Hunde sind extrem wachsam. Sie springen sofort auf, wenn du dich bewegst oder bellen, sobald sie ein Geräusch hören. Andere sind eher eingeschüchtert von der neuen Umgebung und ziehen sich zurück. Manchmal äußert sich die Anspannung auch dadurch, dass der Vierbeiner intensiv an Gegenständen herumkaut oder sehr viel schläft.
Diese Verhaltensweisen sind in der ersten Zeit normal und geben sich, sobald sich das Tier in deinen vier Wänden sicher fühlt und eingelebt hat.

So gelingt der stressfreie Einzug deines Vierbeiners

Du kannst deinem neuen Hund mit einigen einfachen Maßnahmen helfen, sich in der neuen Umgebung schnell heimisch zu fühlen:

  • Lass den Hund zu Anfang ein bis zwei Zimmer erkunden und verschließe den Rest, so ist das ungewohnte Umfeld für ihn überschaubar.
  • Richte den Schlafplatz an einem ruhigen, ungestörten Ort ein und zeige dem Tierheimhund diesen Rückzugsort beim Einzug.
  • Stelle den Hund der übrigen Familie vor und gib ihm die Möglichkeit, seine neuen Menschen zu beschnuppern.

Lass den Vierbeiner zunächst ganz in Ruhe und verzichte auf Besuche und andere Ablenkungen.
Wichtig ist, dass du den Hund nicht bedrängst oder mit allen Familienmitgliedern auf einmal anfasst. Dabei fühlt er sich schnell in die Enge getrieben und bekommt Angst.
Haltet euch mit dem neuen Familienmitglied im gleichen Zimmer auf und lasst ihn selbst entscheiden, wann er Kontakt aufnehmen möchte. Sehr hilfreich ist es, das Tier möglichst wenig zu beachten. Unterhaltet euch, lest Zeitung oder macht ganz normal mit eurem Tagesablauf weiter. So kommt der tierische Mitbewohner am ehesten zur Ruhe.

Mit dem Tierheimhund draußen unterwegs

In der Eingewöhnungszeit erschreckt sich der Tierheimhund oft noch sehr schnell und läuft unter Umständen weg. Lass ihn aus diesem Grund die ersten Wochen über stets an der Leine, wenn ihr Gassi geht. Er muss erst eine Bindung zu dir aufbauen und dir vertrauen, bevor er frei herumtollen darf.
Eine gute Alternative bietet eine Schleppleine mit fünf, zehn oder fünfzehn Meter Länge. Damit genießt dein Hund viel Bewegungsfreiheit und ist dennoch sicher angeleint. Verwende sie möglichst zusammen mit einem Sicherheitsgeschirr. Diese Hundegeschirre mit zwei Bauchgurten verhindern, dass sich der Vierbeiner herauswindet und flüchtet.

Wie lange dauert die Eingewöhnung bei einem Tierheimhund?

Die Dauer der Eingewöhnungszeit ist von Hund zu Hund verschieden. Manche fühlen sich bereits nach einigen Tagen pudelwohl. Andere sind eher vorsichtig und brauchen länger, um aufzutauen. Generell dauert es zwischen sechs bis zwölf Wochen, dann ist der Tierheimhund richtig bei dir angekommen.

Tipps zur Sozialisierung von Hunden aus dem Tierheim

Ist der Hund vom Tierheim zu dir gezogen, muss er herausfinden, wo sein Platz in dieser neuen Gemeinschaft ist. Er beobachtet dich und die anderen Mitbewohner in diesem Zeitraum besonders eingehend, weil er wissen möchte, was ihr von ihm erwartet.
Diese Eingewöhnungsphase ist ideal, um den vierbeinigen Begleiter mit eurem Tagesablauf sowie Vorlieben und Tabus vertraut zu machen. Nutze diesen Zeitpunkt, um dem Hund unerwünschtes Verhalten abzugewöhnen. Das gelingt in dieser ersten Zeitspanne meist um einiges leichter als zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sich das Tier sicherer fühlt.
Beachte hierbei folgende Regeln:

  • Stelle von Anfang an klar, was der Hund darf und was nicht.
  • Halte andere Familienmitglieder an, diese Regeln stets ohne Ausnahmen zu befolgen.
  • Strukturiere den Tagesablauf des Hundes und gewöhnt euch feste Fütterungs-, Spiel- und Gassigeh-Zeiten an.
  • Zeigt der Vierbeiner unerwünschtes Verhalten, reagierst du ruhig und bestimmt mit einem „Nein“

Hab Verständnis und Geduld. Mit Einfühlungsvermögen und Konsequenz wirst du bald erste Erfolge verbuchen. Des Weiteren ist eine seriöse Hundeschule mit erfahrenen Trainern ein guter Ansprechpartner bei sämtlichen Erziehungsfragen rund um den Tierheimhund.

Mögliche Erziehungsprobleme bei Tierheimhunden

Je nach Vergangenheit hat ein Hund aus dem Tierheim eventuell keine richtige Erziehung genossen oder sie ist lückenhaft. In beiden Fällen besteht Nachholbedarf, um ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen.
Im Folgenden findest du Verhaltensweisen von Hunden aus dem Tierheim, die noch etwas Training erfordern:

Der Tierheimhund ist noch nicht stubenrein

Generell läuft das Training zur Stubenreinheit beim Tierheimhund ähnlich ab, wie bei einem Welpen:

  • Beobachte den Hund und halte ihn in deiner Nähe, dann siehst du, wenn er unruhig wird.
  • Gehe tagsüber regelmäßig alle zwei Stunden Gassi.
  • Nach dem Schlafen oder einer Mahlzeit sollte dein Hund ebenfalls nach draußen.
  • Hat der Vierbeiner im Freien sein Geschäft verrichtet, lobst du ihn ausgiebig.
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Der Hund aus dem Tierheim bleibt nicht gern allein

Viele Tierheimhunde leiden unter Verlustängsten, da sie schon einmal ihre Bindungspartner verloren haben. Dann ist es schwer, den Vierbeiner allein zu lassen, da er in deiner Abwesenheit jault und bellt. Dem wirkst du entgegen, indem du anfangs nur kurz das Zimmer verlässt, um zum Beispiel vor die Haustür zu gehen. Komm nach wenigen Augenblicken zurück und lobe den Hund kurz, wenn er sich in der Zwischenzeit ruhig verhalten hat. Reagiere ganz natürlich und mache keine große Sache daraus. Je normaler es für dich ist, umso weniger stresst es den Hund.
Klappt das Vor-die-Tür-Gehen gut, weitest du die Zeiten langsam aus, indem du beispielsweise

  • zum Briefkasten gehst,
  • im Keller etwas holst,
  • den Müll rausbringst,
  • Brötchen beim Bäcker um die Ecke holst oder
  • zum Einkaufen fährst.

Sinn der Sache ist, dass dein vierbeiniger Freund lernt, dass dieses Kommen und Gehen ganz selbstverständlich ist. Er weiß nach einigen Durchgängen, dass du stets wieder zurückkommst und baut Vertrauen auf.

Der Tierheimhund bellt, wenn es klingelt und Besucher kommen

Im Tierheim kamen ständig fremde Leute zu den Hunden. Es gab viel Gebell und Aufregung. Das hat deinen neuen Freund geprägt und er meint jetzt, dass es bei dir so weiter geht. Mit Geduld und Konsequenz wirkst du diesem unerwünschten Verhalten entgegen.
So gehst du dabei vor:

  • Gewöhne den Hund an seinen Ruheplatz, damit es für ihn ganz normal ist, dort zu bleiben, bis du ihn holst.
  • Schicke den Vierbeiner ruhig und mit Nachdruck auf diesen Ruheplatz, wenn es klingelt.
  • Geht die Türklingel und das Tier springt auf, stoppe ihn noch in der Bewegung und schiebe ihn sanft, aber bestimmt zurück.

Dieses Training gelingt am besten mit einem Helfer, der die Klingel betätigt. Du positionierst dich in der Nähe des Ruhebereiches deines Hundes und bist bereit einzugreifen, wenn er aufspringen und bellen möchte.
Weitere Tipps für das Anti-Bell-Training und andere Verhaltenskorrekturen bekommst du von einem Hundetrainer oder in der Hundeschule.

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