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Streuner gegen Stubentiger – die Haltung von Wohnungskatzen

05.05.2023 - Lesedauer: 4 Minuten

Eine graue Katze mit gelben Augen liegt auf einem Bett

Sollten Katzen Freigang haben oder gehören sie in die Wohnung? An dieser Frage scheiden sich die Geister von Katzenliebhabern. Beide Haltungsformen haben ihre Berechtigung; allerdings stehen weniger ideologische Gründe als vielmehr praktische Erwägungen im Vordergrund, die sich an den jeweiligen Rahmenbedingungen vor Ort orientieren. Die Frage, ob ein Freigänger tatsächlich das glücklichere Leben führt, wird sich dem Tier selbst nicht stellen: Katzen, die nur das Leben in einer – natürlich angemessen großen und katzengerecht eingerichteten – Wohnung kennen, adaptieren sich hervorragend an das Leben als Indoor-Haustier. Tiere, welche die Welt draußen als "Revier" erobert haben, werden einen gewissen Freiheitsdrang beibehalten.

Die Wohnung als Revier: Katzen als Zimmergenossen

Wer als Katzenbesitzer in einem Mehrfamilienhaus oder in einer verkehrsreichen Gegend lebt, hat meist keine andere Wahl: Freigang wäre für die Katze viel zu gefährlich. Das geschützte Wohnungsleben hat tatsächlich einen erheblichen Vorteil: Statistisch gesehen hat eine Wohnungskatze eine doppelt so hohe Lebenserwartung wie ein Freigänger. Darüber hinaus gibt es Katzen, die zur eigenen Sicherheit nicht nach draußen dürfen. Gesundheitlich oder körperlich beeinträchtigte Tiere und Träger bestimmter Viren (z. B. FIV) würden im Freien sich und andere gefährden.

Um die Wohnung zum ansprechenden Katzen-Lebensraum zu machen, benötigst du Accessoires. Neben Selbstverständlichkeiten wie Näpfen, Kratzbaum und Katzentoilette solltest du für so viele Kletter- und Versteckmöglichkeiten wie möglich sorgen. Besteht die räumliche Machbarkeit, richte einen Raum exklusiv für den Stubentiger ein, verbinde Regale und Schränke mit Laufplanken und sorg für gemütliche Schlaf- und Ruheplätze. Wenn du dazu noch eine Fensterbank mit spannendem Ausblick zur Verfügung hast, kann eine Katze sich auch mit einer Stadtwohnung als Revier arrangieren.

Übrigens: Wenn die Katze den Tag über in der Wohnung bleiben muss, solltest du frühzeitig wenigstens einen Katzenkumpel hinzugesellen. Der Kontakt mit Artgenossen ist wichtig für ein artgerechtes Katzenleben. Trotzdem bist auch du selbst als Spielkamerad gefragt. Beschäftigst du dich regelmäßig mit den Tieren, sorgst du für anregende Unterhaltung.

Lebt eine Freigänger-Katze artgerechter?

Befürworter der Freigang-Haltung führen Vorteile an, die außer Zweifel stehen. Katzen, die draußen herumlaufen und nach Katzenart die Umgebung erkunden, sind ausgelastet, langweilen sich nicht und haben, dank ausreichender Bewegung, selten Übergewicht. Das arttypische Leben im Freien schärft die Katzensinne und fordert das Tier intellektuell heraus: Hier kann es schleichen, jagen und nach Herzenslust Eindrücke aufnehmen. Als Katzenhalter hast du allerdings insgesamt weniger von deinem Stubentiger. Das Tier wird nur nach Laune sein Zuhause aufsuchen, um zu fressen, zu schlafen und eventuell nach seinem Menschen zu schauen. Über all dem steht jedoch die Erkenntnis, dass das Freigängerleben gefährlich ist. Diese Katzen sind Unfallgefahren und Krankheiten durch Kontakt mit potenziellen Erregern ausgesetzt. Ein akzeptabler Kompromiss zwischen der Wohnungskatzen- und Freigängerhaltung ist ein abgesicherter Raum an der frischen Luft. Mit einem großzügigen Außengehege oder zumindest einem katzensicheren Balkon kannst du der Katze den Aufenthalt im Freien innerhalb eines geschützten Raumes bieten.

Welche Besonderheiten hat die Katzenhaltung der Freigänger?

Der Impfplan für einen Freigänger sieht anders aus als bei einer Wohnungskatze, auch sind häufigere Wurmkuren nötig. Außerdem sollten Katzen generell kastriert oder sterilisiert sein: Ungewollter Katzennachwuchs schafft viel Katzenleid, bei Wohnungskatzen wird Dauerrolligkeit und das Markierverhalten von Katern so vermieden. In ländlichen Gegenden läuft eine Freigängerkatze außerdem stets Gefahr, irrtümlich als vermeintlicher Streuner von Jägern erschossen zu werden, sobald sie sich zu weit von Gebäuden entfernt. Eine Kastration grenzt den Radius der Entdeckungslust ihres Tieres ein. Eine Freigängerin sollte unbedingt gechipt oder tätowiert und vor allem auch beim Deutschen oder Internationalen Haustierzentralregister gemeldet sein, damit sie zum Besitzer zurückfindet, wenn sie sich verirrt. Vogelfreunde danken es ihnen als Besitzer eines Freigängers außerdem, wenn du während der Brutperiode die Ausflugszeiten der Katze eindämmst oder geeignete Maßnahmen ergreifst, um Nester im Aktionsradius der Katze unzugänglich zu machen.

Nahaufnahme einer Katze.

 

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Welche Gefahrenquellen lauern auf Wohnungskatzen?

Auch das Leben in der Wohnung ist für Katzen nicht ohne Risiken. Zwar besteht hier nicht die Gefahr, einem Verkehrsunfall zum Opfer zu fallen, dafür benutzen wir im Alltag ganz selbstverständlich Dinge, welche die Neugier der Katze erregen und dabei verhängnisvoll werden können. Betrachte die Wohnung mit den Augen deiner Katze.

Pillen. Tabletten.

Substanzen: Putz-, Wasch- und Reinigungsmittel, Frostschutzmittel, Medikamente – hochgiftig für Katzen ist zum Beispiel eine irrtümlich verschluckte Paracetamol-Tablette.

Eine Katze schleicht durch eine Wohnung voller Umzugskartons.

Haushaltsgeräte: Waschmaschinen, Trockner – offene Türen verführen die Katze zum Hineinklettern-, Herdplatten inklusive heißen Pfannen oder Töpfen

Eine Nahaufnahme einer Steckdose.

Elektrizität: Kabel, Steckdosen, Elektrogeräte: Angeknabberte Kabel und dergleichen bergen tödliche Gefahren.

Plastiktüte

Tückische Gegenstände: Nadeln, Messer, Plastiktüten, herumliegende Schnüre – das alles sind Dinge, mit denen Katzen nicht spielen sollten.

Ein gekipptes Fenster.

Gebäudetechnische Fallen: ungesicherte Balkone, offene Türen zu Treppenhaus, Keller und Garage sowie Kippfenster. Letztere sind eine so verbreitete Unfallquelle, dass sogar der Name „Kippfenster-Syndrom“ geprägt wurde. Das entsteht, wenn die Katze beim Versuch, dort herauszuklettern abrutscht und mit Bauch- und Beckenbereich eingequetscht wird.

Blumen.

Zierpflanzen: Weihnachtssterne, Alpenveilchen und viele andere verbreitete Topfpflanzen sind giftig. Auf dem Balkon solltest du auf Zierpflanzen wie Flieder, Hortensien oder Tulpen verzichten. Lass dich von Experten beraten.