Don Sphynx: russische Rassekatze mit Handicap
05.05.2023 - Lesedauer: 6 Minuten
So bizarr sieht die Don Sphynx aus, dass zu Beginn der Rassezucht Gerüchte über Mutationen durch „Atomstrahlung“ die Runde machten. Das ist allerdings ein Irrtum: Die Haarlosigkeit der Katzen fußt tatsächlich auf einer zwar extrem raren, aber natürlichen Genvariante. Dass diese Mutation systematischen Eingang in eine umstrittene Katzenrasse fand, geschah zunächst zufällig: Eine Streunerin aus einer Stadt am Don wurde zur Stammmutter dieser Nacktkatzen. Lerne die Don Sphynx kennen!
Haltung und Pflege der Don Sphynx
In unseren Breiten solltest du eine Don Sphynx (wie alle Nacktkatzen) ausschließlich als Wohnungskatze halten. Optionaler Zugang zu einem gesicherten Balkon oder Außengehege wäre ideal, jedoch muss das Tier bei Sonnenschein jederzeit die Möglichkeit erhalten, sich in den Schatten zurückziehen zu können. Naturgemäß ist die Don Sphynx mit ihrer ungeschützten Haut extrem empfindlich gegen Sonnenbrand und Kälte. Auch Zugluft tut ihr gar nicht gut.
Als Freigänger sind die Katzen aufgrund ihres fehlenden Fells gehandicapt gegenüber den bepelzten Artgenossen. Selbst harmlose Katzenkämpfe können schnell zu ernsten Verwundungen führen. Auch im Haushalt droht vermehrte Verletzungsgefahr, etwa beim Entlangstreifen an rauen Oberflächen.
Besonderes Augenmerk solltest du bei einer Don Sphynx auf deren Körperpflege legen. Die Hautfalten der Katze an Kopf, Schenkeln und Bauch können bei übermäßiger Ausprägung – oder für ein älteres, nicht mehr so bewegliches Tier – beim Putzen zu unerreichbaren Stellen und somit Herden für Ekzeme und Entzündungen werden. Den dadurch entstehenden Beeinträchtigungen ist die Don Sphynx ohne deine Unterstützung hilflos ausgeliefert. Am besten reibst du deine Don Sphynx darum täglich mit einem Tuch ab oder striegelst sie mit einer sehr weichen Bürste.
Gelegentlich kann es sogar nötig werden, die Don Sphynx zu baden oder mit einem Waschlappen und Tiershampoo zu säubern – dann nämlich, wenn der natürliche Talgfilm auf der Haut überhandnimmt.
Für die Don Sphynx gilt außerdem: Im Napf darf es etwas mehr sein. Um ihren Wärmehaushalt trotz der spärlichen Behaarung ausgeglichen zu halten, braucht eine Nacktkatze mehr Energie als andere Katzenrassen. Auch liegt die Körpertemperatur der Don Sphynx etwas höher als die ihrer normal bepelzten Artgenossen.
Was manche Katzenfreunde angesichts dessen überraschen mag: Die Don Sphynx gilt als nicht besonders anfällig für Infektionskrankheiten. Möglicherweise ist das auf ihren stets auf Hochtouren laufenden Stoffwechsel zurückzuführen.
Besonderheiten der Don Sphynx
Don Sphynx-Katzen werden mit offenen Augen geboren oder öffnen diese bereits wenige Tage nach der Geburt – deutlich früher, als es bei anderen Rassen der Fall ist. Die Kitten können kurzes, leicht gekräuseltes Fell haben, das aber innerhalb der ersten Lebensjahre wieder verschwindet.
Die Haut der Don Sphynx fühlt sich lederartig und leicht „haftend“ an. Don Sphynx-Züchter unterscheiden verschiedene Abstufungen einer möglichen (Rest-)Behaarung – von velours-artiger („brush“) oder Mikro-Behaarung („flock“) bis zu „naked undressing“ und „proper naked“-Varianten, also „nackt ausgezogenen“ und „tatsächlich nackten“ Katzen.
Das Fehlen jeglicher Behaarung schließt oft Schnurr- und Tasthaare ein. Für die Vibrissen sind zwar Anlagen vorhanden, die Haare brechen aber vorzeitig ab. Da den Tieren damit ein elementares Sinnesorgan fehlt, gelten Don Sphynx-Katzen in Deutschland als sogenannte „Qualzucht“. Als verantwortungsvoller Katzenfan solltest du dir bewusst machen, dass bei der Nacktkatzenzucht faktisch bewusst eine „Beeinträchtigung“ als vermeintliches Schönheitsmerkmal weitergegeben wird.
Don Sphynx: Charakter
Hinter dem befremdlichen Äußeren der Don Sphynx verbirgt sich ein ganz normales Katzengemüt. Allerdings ist die Haltung der Don Sphynx aus verschiedenen Gründen nicht unproblematisch. Wenn du dich für eine Don Sphynx interessierst, solltest du dir darüber im Klaren sein, dass die Tiere extrem viel Aufmerksamkeit einfordern, was auf Dauer sehr anstrengend sein kann. Allein zu sein, verträgt das Tier überhaupt nicht. Die russische Nacktkatze gilt als menschenbezogen, Fremden begegnet sie zutraulich und aufgeschlossen. Die Don Sphynx zeigt dabei gelegentlich Charakterzüge, die man eher bei einem Hund erwarten würde. Doch bei aller Zutraulichkeit behält sie das Selbstbewusstsein einer Katze bei.
Die Don Sphynx ist intelligent und einfallsreich. Mit ihren langen, beweglichen Zehen entwickelt sie großes Geschick darin, Dinge zu manipulieren. Dabei macht sie natürlich auch vor Dingen wie Schubladen oder Schranktüren nicht Halt. Don Sphynx-Katzen solltest du daher nicht aus den Augen lassen, um das Tier vor Unfällen und den Haushalt vor ständigem Durcheinander zu bewahren.
Das bewusst „weggezüchtete“ Fell bringt für die Katze eine Reihe von Nachteilen mit sich. Es versteht sich von selbst, dass die Haarlosigkeit der Don Sphynx mit speziellen Ansprüchen und hohem Aufwand bei der Pflege verbunden ist. Da die Don Spynx zudem etwas mehr Futter benötigt als andere Rassen vergleichbaren Formats, fällt zudem der finanzielle Aufwand entsprechend höher aus.
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Farben der Don Sphynx
Die Don Sphynx-Katzen können laut Rassestandard jede beliebige Farbe und Fellzeichnung aufweisen. Farben und Muster zeigen sich im Fall der Nacktkatzen auch in Abweichungen der Hautfarbe, sodass es selbst unter ihnen Tiger, Tabbys oder gefleckte Varietäten gibt.
Die Geschichte der Don Sphynx
Im Jahr 1986 entdeckte die Russin Elena Kovaleva jene Katze, die zur Stammmutter der Rasse Don Sphynx werden sollte: eine Kätzin namens Varvara. Das spärlich behaarte Tier war in der Stadt Rostow am Don als Streunerin unterwegs. Kovaleva rettete es vor Kindern, die es aufgrund seines bizarren Aussehens malträtierten. Die Katzenfreundin vermutete ob des jämmerlichen Aussehens der Katze zunächst ein Parasitenproblem oder eine Mangelerkrankung und kümmerte sich um entsprechende Behandlungen.
Varvara, die mit der Zeit auch den Rest ihres Fells verlor, obgleich sie laut Tierarzt völlig gesund war, paarte sich mit einem (behaarten) Kater aus der Nachbarschaft. Aus dieser Begegnung resultierte ein Wurf Kitten, die teils nackt oder nur spärlich behaart waren. Einige der Kätzchen hatten ganz normales Fell. Ausgehend von dieser zweiten Generation wurde die Don Sphynx (durch Rückverpaarung mit Kurzhaar-Katzen) als neue Katzenrasse etabliert.
Wie sich herausstellte, ging Varvaras Haarlosigkeit auf eine Genmutation zurück, die sehr selten bei Katzen vorkommt. Da fehlendes Fell bei Katzen ein Handicap darstellt und die Lebenserwartung deutlich senkt, hat sich das „Nackt“-Gen nicht weitläufig in „natürlichen“ Katzenpopulationen durchgesetzt. Wenn es aber vorhanden ist, wird es semidominant vererbt, sodass unter den Nachkommen solcher Nacktkatzen auch haarige Kitten zu finden sind.
Ungeachtet der optischen Ähnlichkeit und der zeitlichen Überschneidung bei der Etablierung der Rasse ist die Don Sphynx nicht mit der kanadischen Sphynx verwandt. Bei der nordamerikanischen Nacktkatze verursacht ein anderes Gen die Haarlosigkeit.
Als Rasse ist die Don Sphynx seit 1997 von der WCF (World Cat Federation, ein internationaler Verband von Katzenvereinen) und seit 2005 von der TICA (The International Cat Association, ein amerikanischer Katzenverband) anerkannt. Dort wird sie unter dem Namen „Donskoy“ geführt.
SteckbriefDon Sphynx
Rasse: | Don Sphynx (alternativ „Donskoy“ oder „Don Hairless“) |
Herkunft: | Russland |
Größe: | mittelgroß (etwa 35 Zentimeter Widerristhöhe) |
Gewicht: | 4 bis 6 Kilogramm (Kater), 3,5 bis 4,5 Kilogramm (Katze) |
Körperbau: | elegant, kräftig und gut bemuskelt; länglicher Körper mit langem Schwanz |
Kopfform: | keilförmig mit flacher Stirn und hervortretenden Wangenknochen, auffällig große Ohren |
Augen: | mandelförmig, mittelgroß, etwas schräg, alle Farben kommen vor |
Fell und Farbe: | kein beziehungsweise sehr kurzes Fell (Nacktkatze). Alle Farben und Zeichnungen (Fell beziehungsweise Hautfarbe) sind erlaubt. |
Fellpflege: | aufwändige Hautpflege |
Charakter: | ausgeglichen, aktiv, sehr freundlich |
Besonderheiten: | gilt in vielen Ländern als Qualzucht |
Haltung: | Wohnungshaltung mit gesichertem Balkon oder Gehege |