Kanarienvögel: Haltung der gelben Startenöre
05.05.2023 - Lesedauer: 5 Minuten
Wellensittiche sind hierzulande die beliebtesten Ziervögel – direkt gefolgt von den Kanaris, die mit ihrer Sangeskunst seit Jahrhunderten die Menschen bezaubern. Der Kanarienvogel ist aber nicht nur ein tierischer Sänger mit unglaublichem Stimmpotenzial: Neben dem wohltönenden Gesang faszinieren die kleinen flinken Vögel auch mit ihrer Farbenpracht und vielfältigen Optik.
- Wie der Kanarienvogel nach Europa kam
- Nicht nur gelb und glatt: Varianten des Kanarienvogels
- Die Kanarienvogel-Unterkunft als bequemes Vogelheim
- Die artgerechte Kanarienvogel-Haltung: gesunde Ernährung
- Kann ich Kanarienvögel zähmen?
- Wie transportiere ich bei Bedarf meine Kanarienvögel?
- Steckbrief Kanarienvogel
Wie der Kanarienvogel nach Europa kam
Der Kanarengirlitz – ein Vogel aus der Familie der Finken mit gelblichem Gefieder und bräunlichen Zeichnungen – wurde 1473 von den spanischen Eroberern auf den Inseln vor der nordwestafrikanischen Küste entdeckt. Der Vogel kommt auf den Kanaren, Madeira und den Azoren vor und machte die Seefahrer mit seiner schönen Stimme auf sich aufmerksam. Sie fingen einige der Tiere ein und brachten sie mit auf den Kontinent. Der melodische Gesang begeisterte schon bald Vogelfreunde, die bis dahin nur heimische Vögel in Käfighaltung domestiziert hatten. So wurde der Kanarengirlitz im Laufe der Jahrhunderte zum züchterisch veränderten Kanarienvogel.
Vor allem Adelige und Vogelliebhaber aus der Oberschicht begeisterten sich für die Kanarienzucht, während sich das Äußere des Kanarengirlitzes stark wandelte. Bis heute hat die gezielte Zucht 30 verschiedene Rassen hervorgebracht. Der kleine Vogel wurde allerdings nicht nur wegen seines Gesangs gezüchtet: Bergleute nahmen ihn mit unter Tage – als lebenden Gasdetektor. Heute sind Kanarienvögel beliebte, pflegeleichte und auch für Vogelanfänger geeignete Tiere, deren possierliches Verhalten bei der Pärchen- oder Schwarmhaltung fasziniert. Bereits Teenager mit Interesse an Vögeln können Kanaris halten.
Nicht nur gelb und glatt: Varianten des Kanarienvogels
Von den heute existierenden Kanarienvögeln ist nur ein Teil auf seine Gesangsqualitäten hin rassetechnisch beeinflusst worden
Man unterscheidet die folgenden Varianten des Kanarienvogels:
- Gesangskanarien: Diese Vögel werden auf einen besonders schönen Gesang hin gezüchtet, wobei dabei nur Hähne zur Hochform auflaufen. Der bekannteste Gesangskanarienvogel ist der „Harzer Roller“.
- Farbkanarien entsprechen den verschiedenen Farbschlägen, die auch bei anderen Ziervögeln vorkommen. Vom Standardgelb des „klassischen“ Kanarienvogels ausgehend, wurden Vögel in Weiß, Rötlich, Orange und Braun gezüchtet, außerdem sogenannte „Isabellvögel“ mit leichten Federzeichnungen. Die Stimmgewalt spielt bei Farbkanarien eine geringere Rolle.
- Positurkanarien stellen die größte Gruppe dar. Bei der Zucht wurden beispielsweise Auffälligkeiten der Federstruktur verstärkt. Mit Hauben, gekräuseltem Deckgefieder oder auffälligen Größenabweichungen gibt es eine große Bandbreite verschiedener Rassen.
Die Kanarienvogel-Unterkunft als bequemes Vogelheim
Kanarienvögel fühlen sich im Schwarm wohl, Ihr Vogel braucht also mindestens einen Partner. Für die artgerechte Haltung ist eine geräumige Unterkunft erforderlich. Die geeignete Kanarienvogel-Unterkunft-Größe beträgt 100 x 50 x 50 Zentimeter für ein Pärchen – für jedes weitere Tier müssen Sie 50 Prozent Rauminhalt aufrechnen. Größer ist natürlich immer besser. Aber selbst bei einer sehr geräumigen Voliere brauchen die Vögel täglich viel Freiflug unter Aufsicht. Als ideale Unterbringung bietet sich eine Zimmer- oder Außenvoliere an, wobei der Gitterabstand zwölf Millimeter betragen soll. Wie alle Vögel sollten Kanaris keinesfalls in einer runden Unterkunft gehalten werden, da sie darin die Orientierung verlieren können. Wenn Sie die Kanarienvogel-Unterkunft einrichten, wählen Sie unbedingt Naturholzstangen; deren ungleichmäßiger Durchmesser trainiert den Vogelfuß und schützt vor Schwielenbildung. Befestigen Sie die Sitzstangen am besten nur an einer Seite, so federn sie ein wenig nach – das ist noch naturgerechter.
Zur Kanarienvogel-Unterkunft-Einrichtung gehören außerdem:
- Näpfe für Futter und Vogelgrit
- Wasserspender
- Badehäuschen
- Schaukel oder Ring als Schlafplatz
- Tageslichtlampe für lichtarme Tage
Im Gegensatz zu Papageienvögeln brauchen Kanarienvögel kein Spielzeug im Vogelhaus: Sie haben keinen ausgeprägten Spieltrieb, daher würden derlei Dinge nur unnötig Platz wegnehmen. Beschäftigen Sie Ihre Kanarienvögel, indem Sie ihnen Grünfutter so anbieten, dass sie ein wenig dafür „arbeiten“ müssen. Einige Beispiele: Löwenzahn zwischen die Gitter unter die Volierendecke klemmen, ein Stück Gurke an das offene Ende einer Naturholzstange stecken, eine Futterpflanze (Vogelmiere, Golliwoog) im Raum platzieren.
Die artgerechte Kanarienvogel-Haltung: gesunde Ernährung
Als Basisfutter erhalten Sie Körnermischungen mit speziell auf die Nahrungsbedürfnisse von Kanarienvögeln abgestimmten Saaten. Geben Sie davon etwa einen Teelöffel pro Tier und Tag. Wenn Sie auf Optik Wert legen, sollten Sie Mischungen ohne Rübsen wählen: Deren Karotingehalt kann zu ungefährlichen, gegebenenfalls aber unerwünschten Veränderungen der Gefiederfarbe von hellen Vögeln führen. Dazu gibt es Kräuter, Gemüse und Obst in Maßen. Außerdem benötigen Kanarienvögel Eiweiß. Reichen Sie einmal wöchentlich hart gekochtes Ei, Frischkäse oder Quark. Stellen Sie auch die Mineralien und Vitaminversorgung der Vögel sicher. Ein Kalkpickstein und (in Absprache mit dem Tierarzt) Vitaminpräparate für Grünfutter-Muffel sollten die artgerechte Ernährung begleiten.
An die Zähmung von Kanarienvögeln dürfen Sie nicht mit denselben Erwartungen herangehen wie bei Papageienvögeln. Die flinken Vögel sind zwar aktiv und neugierig, begegnen Menschen aber mit Vorsicht. Mit Geduld, Ruhe und kleinen Leckereien können Sie einen Kanarienvogel aber so zutraulich machen, dass er sich auf die Hand nehmen lässt oder Sie beim Freiflug als Landeplatz nutzt. Auf solche Vertrauensbeweise dürfen Sie stolz sein. Bemerkenswert ist zudem das exzellente Gehör der Tiere. Sie können zwar nicht sprechen, begabte Tiere imitieren aber Tonfolgen und bauen sie in ihren Gesang ein.
Jeder Transport bedeutet Stress für Kanarienvögel und sollte daher auf ein Mindestmaß beschränkt bleiben. Eine dieser unvermeidbaren Gelegenheiten ist der Weg zum Tierarzt. Halten Sie für diesen Zweck eine Vogel-Transportbox oder einen kleinen Vogelkäfig bereit. Letzterer hat den Vorteil, dass ein Vogel darin notfalls einige Tage in der Praxis bleiben kann. Die kleine Transportbox ist nur für wenige Stunden gedacht. Sie erleichtert aber die Arbeit des Tierarztes, da er den Kanarienvogel besser herausnehmen kann. Vom Transport bei der Urlaubsreise sollten Sie Abstand nehmen. Bringen Sie Ihre Tiere nicht mit an den Ferienort, sondern organisieren Sie einen zuverlässigen Vogelsitter, der sie füttert und versorgt. Geben Sie dem Betreuer umfassende Instruktionen und stellen Sie Verbrauchsmaterial (Futter, Sand) bereit. Eine Alternative wäre ein kurzer Transport der Vögel mitsamt Wohnkäfig in eine Tierpension oder den Haushalt eines Ferienbetreuers – dort sollten die Tiere aus Sicherheitsgründen keinen Kontakt zu anwesenden Haustieren haben. Unvermeidliche Transporte finden am besten im Auto statt – öffentliche Verkehrsmittel und längere Fußwege könnten die Kanarienvögel verängstigen.
SteckbriefKanarienvogel
Herkunft | Kanarische Inseln, Madeira, Azoren |
Größe | 13 bis 14 Zentimeter (Farb- und Gesangskanarien), 11 bis 23 Zentimeter (Positurkanarien) |
Gewicht | 15 bis 25 Gramm |
Aussehen | rundlicher Kopf, spitzer, kegelförmiger Schnabel, typische Finkenstatur |
Gefieder | leuchtend gelb bis orange sowie zahlreiche Farbschläge |
Lebenserwartung | 6 bis 15 Jahre |
Charakter | aktiv, zutraulich, gesellig |