Hund und Baby: Schrittweise zum Dreamteam.
05.05.2023 - Lesedauer: 6 Minuten
Schrittweise sollte auch die Vorbereitung eines Hundes auf ein Baby erfolgen, und zwar schon lange, bevor der Nachwuchs im Haus ist. Denn das Baby verändert nicht nur für die werdenden Eltern die ganze Welt, sondern auch für deinen Hund. Deshalb sollte der Vierbeiner im Idealfall schon während der Schwangerschaft auf seine neue Rolle als „Babysitter“ vorbereitet werden.
Training schon während der Schwangerschaft beginnen.
Grundsätzlich stehen Hunde als Rudeltiere dem Familienzuwachs von Natur aus positiv gegenüber. Das Training schon in der Schwangerschaft zu beginnen ist aus zwei Gründen sinnvoll:
- Ein Baby fordert seine Eltern gerade in den ersten Monaten voll und ganz. Du wirst also weniger Zeit für deinen Hund und damit wohl auch keine Kapazitäten für zusätzliches Training mit ihm haben.
- Dein Hund soll die veränderten Umstände – etwa die Tatsache, dass du weniger Zeit für ihn hast – nicht mit der Ankunft des Babys verknüpfen. Also gilt es, den Hund schrittweise an die neue Situation heranzuführen.
Das ist im Grunde gar nicht so schwer. Du musst den Hund nur langsam an die neuen Geräusche, Regeln und Tagesabläufe gewöhnen.
Lass deinen Hund an der Entwicklung des Babys teilhaben, indem du ihm erlaubst, sich nahe an deinen Bauch zu kuscheln. So hört er den Herzschlag des Babys, spürt seine Bewegungen und nimmt auch den veränderten Geruch der werdenden Mutter wahr. Das alles in Einheit mit Schmusen, Kraulen und zärtlichen Worten verknüpft er wiederum positiv.
Hund auf ein Baby vorbereiten
Zu den grundsätzlichen Dingen, die ein Hund bei der Ankunft des Babys auf jeden Fall schon beherrschen muss, gehört es, zuverlässig zu kommen und auf Kommando auf seinen Platz zu gehen. Vergiss auch nicht, mit ihm regelmäßig zu trainieren, dass er sich sein Spielzeug wegnehmen lässt. Gerade Babys und kleine Kinder denken sich nichts dabei, wenn sie nach einem solchen Gegenstand greifen, und der Hund sollte sich das auch ohne Knurren gefallen lassen.
Lege eine Geräusch-CD zu, auf der Babygeschrei und Babygebrabbel zu hören sind. Viele Hundehalter unterschätzen es, dass sich auch der Hund an die neuen Geräusche gewöhnen muss. Spiele die CD zunächst leise und dann jeden Tag ein wenig lauter ab, bis du bei der normalen Lautstärke von Babygeschrei angelangt bist. Hilf deinem Hund dabei, die Geräusche positiv zu besetzen:
- Immer wenn du das Weinen abspielst, zeigst du dich besonders entspannt und gut gelaunt.
- Lächle und streichle den Hund dabei, steck ihm ein Leckerli zu oder lege eine Spielminute ein.
- Der Hund verknüpft auf diese Weise: Babygeräusche sind nicht nur normal, sondern sogar ganz toll.
Nachdem du dieses Training zwei bis drei Wochen durchgeführt hast, solltest du anfangen, die Aufmerksamkeit für den Hund zu reduzieren, sobald die CD läuft. Binde dir eine Puppe oder ein anderes Bündel vor den Bauch und tue so, als sei das Baby schon da. Schicke deinen Hund auf seinen Platz, wenn er sich zu aufdringlich nähert. Schließlich muss er sich nicht nur an die Geräuschkulisse gewöhnen, sondern auch daran, dass er keine Aufmerksamkeit bekommt, wenn das Kind dich fordert. Kuscheleinheiten und Leckerlis gibt es jetzt erst, wenn du mit der Pflege des „Babys“ fertig bist.
Geh auch schon mit dem leeren Kinderwagen spazieren (auch wenn dir das merkwürdige Blicke anderer Passanten einbringt), um deinen Hund an das Accessoire und das neue Tempo zu gewöhnen. Trainiere bei diesen Spaziergängen den Grundgehorsam und vor allem das Abrufen deines Hundes. So wird er schnell verstehen, dass er gerade bei Spaziergängen mit Baby sehr zuverlässig sein muss. Und vergiss nicht, die morgendlichen Gassi-Runden zeitlich immer mal wieder etwas nach hinten und auch mal nach vorne zu legen.
Alltag mit Kind und Hund rechtzeitig planen.
Wenn du dir nicht sicher bist, was du alles beachten musst: Lass dir von erfahrenen Eltern und Hundehaltern erzählen, wie dein Alltag als Mutter/Vater mit Hund künftig aussehen könnte. Stillzeiten, Wickeln, Kuschelzeiten mit dem Baby, veränderte Weckzeiten, Spaziergänge mit dem Kinderwagen – das alles lässt sich zumindest zum Teil vorhersagen. Schnell wird klar, dass der Hund künftig zurückstecken muss, und genau das soll für ihn normal, sogar angenehm werden.
Dazu gehört auch, dass manche Räume künftig tabu sind. Einem Hund den Zutritt zu bestimmten Bereichen zu verbieten ist im Übrigen eine hervorragende Unterordnungsübung: Du bist der Chef und bestimmst, wer welchen Bereich betreten darf. Das Kinderzimmer gehört nicht dazu. Übe mit ihm, dass er draußen bleiben muss oder – alternativ – nur mit dir hinein darf. Erfahrungsgemäß ist das strikte Verbot für den Hund aber einfacher zu verstehen.
Richte für deinen Vierbeiner einen besonders attraktiven Rückzugsplatz im Wohnzimmer ein – eine superflauschige Decke, ein Körbchen oder ein besonders bequemes Kissen. Dorthin kann er sich zurückziehen, wenn ihm der Trubel zu viel wird oder du ihm eine Pause verordnest.
Wähle ein Ecke, die an zwei Seiten geschlossen ist, von der aus der Hund aber einen guten Überblick über seine Umgebung hat. Locke ihn anfangs mit einem Leckerli dorthin, lass ihn sich hinlegen (bequem, nicht „Platz“) und bestätige das mit einem Leckerbissen.
Erst wird er öfter mal aufstehen und dir folgen wollen. Schicke ihn dann wortlos zurück. Mach das so oft und so lange, bis er ruhig liegen bleibt, auch wenn du im Zimmer umherläufst oder dieses verlässt. Denk dran, immer dein „Ruhe“-Kommando auch aufzulösen: Du gehst zum Hund, lobst ihn kurz und „befreist“ ihn mit einem „Komm her“ oder „Lauf los“. Schon bald wird dein Hund den Sinn der Übung verstanden haben und entspannt auf diesem Platz bleiben. Der sollte übrigens von Anfang an für dein Kind tabu sein, damit auch der Vierbeiner einen Ort hat, an dem er sich sicher und ungestört fühlen kann.
Die erste Begegnung von Hund und Baby
Es ist ein Klassiker, und zwar ein wirklich wirksamer: Wenn das Baby da ist, dann bringst du deinem Hund eine gebrauchte Windel oder einen Strampelanzug mit und lässt ihn ausgiebig schnuppern. So ist der Geruch des Babys, wenn es nach Hause kommt, nicht mehr ganz neu für ihn. Ideal wäre es, wenn Mutter und Kind schon im Haus sind und dann erst der Hund in den Raum gelassen wird. Begrüße den Hund jetzt wie immer und lass ihn auch kurz am Baby schnuppern, dann sollte dein Partner ihn mit Kuscheln und Spielen wieder ablenken. Eine „Hundezeit“ solltest du ohnehin täglich einplanen, damit der Vierbeiner nicht vernachlässigt wird.
Wenn du deinen Hund so auf den Nachwuchs vorbereitest, wird er das Baby sehr schnell als neues Familienmitglied akzeptieren – und wenn es etwas größer ist, werden die beiden ganz bestimmt die besten Freunde.
Doch trotz allem: Lass Kind und Hund nie unbeaufsichtigt allein. Vertrauen ist gut, aber ein Baby ist in den ersten Monaten total hilflos und ein Hund ist niemals 100-prozentig berechenbar. Selbst der liebste Hund kann in einer Stresssituation anders reagieren als erwartet. Denk zum Schutz des Babys auch an die Gesundheitsvorsorge deines Hundes: Regelmäßige Wurmkuren und aufgefrischte Impfungen schützen nicht nur den Hund, sondern verhindern auch eine Übertragung gefährlicher Parasiten auf das Kind.
Checkliste für die Zusammenführung von Hund und Baby:
- Besorge eine CD mit Babygeräuschen und spiele diese jeden Tag mehrmals ab. Gib dem Hund in dieser Zeit Leckerlis und sein Futter, damit er die Geräusche positiv verknüpft.
- Nimm einen Teddy oder eine Puppe und spiele damit „Baby“. So gewöhnt sich der Hund daran, dass er während der Pflege des Kindes keine Aufmerksamkeit bekommt.
- Gewöhne den Hund an neue, beziehungsweise flexible Gassi- und Fütterungszeiten.
- Erkläre das Babyzimmer zur Tabuzone, und zwar lange, bevor das Baby da ist.
- Trainiere Spaziergänge mit dem Kinderwagen, damit sich der Hund an das neue Tempo und das neue Accessoire gewöhnt.
- Richte eine besonders kuschelige Ruhezone für deinen Hund ein.
- Entwurmen deinen Hund unbedingt, bevor das Kind einzieht.
- Bring dem Hund etwas aus dem Krankenhaus mit, das nach dem Baby riecht.
- Lass den Hund niemals mit deinem Baby allein. Auch unbeabsichtigte Grobheiten, beispielsweise durch ein spontanes Pfote-Geben, können bei kleinen Kindern zu schweren Verletzungen führen.